In meinem "Werdegang" habe ich es schon erwähnt: Ich war einige Zeit lang "Kunde" bei der Weltfirma CompuServe Information Services (CIS oder auch CI$). Bei diesem Unternehmen habe ich so ziemlich alles kennengelernt, was im modernen Geschäfts- und Onlinewesen falsch gemacht werden kann:
Auf Beschwerden nur lapidare Antworten: "Die Netzwerkabteilung wurde verständigt" oder "Überprüfen Sie Ihre Modem-Einstellungen anhand unserer Datei 14400.TXT". Seltsamerweise war CIS der einzige Dienst, mit dem ich irgendwelche Probleme hatte.
Über Weihnachten 1995 war der Berliner Knoten praktisch nicht erreichbar. Verbesserungen und eine neue Nummer wurden versprochen und versprochen...
Natürlich war dann die böse Telekom schuld, deren Leitungen zwischen Vermittlungsstelle und Rechenzentrum viiieel zu lang seien. Man baue derzeit einen ganz neuen Knoten auf und bitte noch um etwas Geduld...
Ich habe bis zu meinem Austritt im Herbst 1996 nie eine solche Benachrichtigung bekommen und sah solche Adressen zuerst im Frühjahr 1997.
(Als ich mir im September 1996 über einen Provider endlich den richtigen Zugang zum Internet verschafft hatte, stellte ich fest, wie schnell das Netz doch eigentlich ist.)
Statt der ehemals $9,95 sollte man dafür in Zukunft "nur noch" (das gute alte "MAD" läßt grüßen) DM 19,90 zahlen. Die Firma CompuServe erhöhte damit eigenmächtig den Dollarkurs auf 1:2!
Danach ging im Tarifbereich gar nichts mehr: Weder war das Mitgliedskonto online einsehbar noch wurden Beträge ordentlich abgebucht. Bei vielen Mitgliedern kam es zu völlig überhöhten und chaotischen Abbuchungen.
Ein paar Monate später ging man dann kleinlaut wieder zur Dollar-Abrechnung zurück. Es wären unvorhergesehene Probleme mit den Buchungsprogrammen aufgetreten...
Die chaotischen Abbuchungen gingen natürlich munter weiter.
Ein Kunde, der sich durch Veröffentlichung von satirischen Pseudo-Briefen in einem (angeblich unabhängigen!) Forum einer Zeitschrift innerhalb CIS seine Empörung über diesen dergestalt (un)begründeten Hinauswurf von der Seele schrieb, erhielt umgehend eine zweite Kündigung, diesmal wegen dieser Briefe.
Offensichtlich war jedoch auch, daß aus CIS in USA kaum Informationen über Vorhaben und Zukunft des Dienstes kamen, weder für die Kunden noch für die deutsche Niederlassung selbst (mal abgesehen von einer Ankündigung 'Red Dog').
Und immer ging das Werben neuer Kunden der Versorgung der bestehenden mit neuen Zugangssoftware-Versionen und Ähnlichem vor. Marketing-Sünden, die gerade den angeblich angepeilten 'professionellen Usern' besonders aufstoßen. Einem Profi-Dienst, noch dazu aus dem 'Service-Paradies Amerika', sollte sowas eigentlich nicht passieren. Die Quartals-Ergebnisse scheinen dafür die Quittung zu sein.
Das Tragische daran ist eigentlich, daß CompuServe von der inhaltlichen Qualität bis jetzt unübertroffen ist:
Daher das "Trauer" im Titel dieser Seite.
Leider wird der Kunde nach wie vor - und offenbar weltweit - als Bittsteller angesehen und das muß eindeutig zur drastischen Abwertung führen.
Zu diesem Thema ein ehemaliger User. Er zitiert das Posting eines etwas kritischen Artikels in der deutschsprachigen Computerpresse
>> Compuserve hingegen hat bis zum bitteren Ende an seinen Traditionen festgehalten: langsame Verbindungen, angestaubte Benutzeroberflaeche, amerikanische Menues und E-Mail ohne Umlaute -und fügt selber hinzu:
...sowie dem schlechtesten bzw. unverschaemtesten Kundendienst, den man sich in Deutschland ueberhaupt nur vorstellen kann. Ich bin sicher: dieser miserable Kundendienst wird noch zum gefluegelten Wort werden. Wenn irgendein Kunde irgendwo in Dtld. bloed auf den Arm genommen wird, dann wird dies zur stehenden Redewendung werden: "Ja bin ich denn hier bei CompuServe oder wie oder was?!" P.S: Und wenn der betreffende Mitarbeiter dann vom grossen Vorbild CIS gelernt hat, dann wird er antworten: "Gemaess unseren AGBs (an denen wir BTW unter Hochdruck arbeiten; welche Versionsnummer derzeit gilt, koennen wir allerdings leider auch nicht beantworten; im Zweifelsfall fragen Sie unseren nichtexistierenden Phantom-Datenschutzbeauftragen. Der ist dafuer zwar auch nicht zustaendig, aber das sind Sie ja schon gewoehnt) haben Sie hier nicht rumzumaulen, sonst fliegen Sie raus! Da ist Harry schon mit ganz anderen Leuten fertiggeworden. Haben Sie ueberhaupt schon unsere Datei 14400.TXT auswendig gelernt? Nein? Noch nicht mal gelesen?! Unglaublich. Und so was will KUNDE sein? Ich erteile Ihnen daher die zweite Verwarnung. Raus hier, aber dalli!! PPS: Nur am Rande sei vermerkt, dass es natuerlich eine erste Verwarnung nie gab, aber richtig rechnen konnte CIS ja auch noch nie...
WER?ner Schienle gibt im Juni 1997 folgendes zu Protokoll:
Ich erinnere mich an einen Vorfall, der muß vor 1993 gewesen sein, ich schätze, es war 1992 oder gar 1991. Da haben wir in einem Forum über die technischen Zugangs-/Connectprobleme geklagt. Feedback hatte wie immer alles abgestritten und zum 283ten mal nach unseren Initstrings gefragt (die 14400.TXT gabs damals noch nicht <g>). Und während die also munter alles abstreiten, hatte unser guter Felix schon zwei Tage vorher in einem anderen Forum öffentlich eingeräumt, daß er gerade technische Probleme gäbe. Ich weiß das noch deshalb so gut, weil das für mich damals eines der Schlüsselerlebnisse war, wie glaubwürdig CIS-Aussagen sind (Irgendwo ganz tief hab ich das sicher sogar noch auf Streamer, aber naja, das nur aus Nostalgie <g>)! Und leider gings ja dann in diesem Stil jahrelang weiter. Und die Firma hat irgendwie NIX, aber auch GAR nix dazugelernt, wenn ich das - allerdings nun doch recht aus der Ferne - richtig sehe.